Kirchensteuer in Deutschland – Alle Infos im Überblick

Die Geschichte der Kirchensteuer in Deutschland

Die Kirchensteuer hat ihre Wurzeln im römischen Reich, wo bereits im 4. Jahrhundert nach Christus eine „Kultsteuer“ eingeführt wurde, um die Pflege der römischen Tempel zu finanzieren. Mit der Verbreitung des Christentums entwickelte sich die Idee einer speziellen Steuer, um die Kirche zu unterstützen.

Im Mittelalter hatte die Kirche eine führende Position in Europa und erhielt ihre Finanzierung durch die „Zehnte“, ein Zehntel des Einkommens der Gläubigen. Diese Mittel wurden verwendet, um den Klerus zu bezahlen, Kirchengebäude zu unterhalten und soziale Dienste anzubieten.

Durch die Säkularisation im 19. Jahrhundert verloren die Kirchen in Deutschland einen erheblichen Teil ihres Eigentums und ihrer Erträge. Die Kirchensteuer wurde als moderne Form der Finanzierung der Kirchen eingeführt, um den Fortbestand der Kirchen zu sichern.

Das erste allgemeine Kirchensteuergesetz wurde 1896 In Preußen erlassen, das die Erhebung der Steuer auf der Grundlage der Einkommensteuer regelte. Andere deutsche Regionen folgten diesem Beispiel und machten die Kirchensteuer zu einer bedeutenden Einnahmequelle.

Die Steuer wurde von den Nazis während des Nationalsozialismus missbraucht, um politische Kontrolle über die Kirchen auszuüben. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestalteten sich die Kirchensteuersysteme sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR unterschiedlich.

Die Kirchensteuersysteme in den neuen Bundesländern wurden nach der Wiedervereinigung Deutschlands an das Modell der alten Bundesländer angepasst. Die Steuer wird heute von den Bundesländern erhoben und von den Finanzämtern eingezogen. In der Regel beträgt sie 8 % bis 9 % der Einkommensteuer.

In Deutschland ist die Kirchensteuer durch das Grundgesetz geschützt, weil sie freiwillig ist und die Religionsfreiheit gewährleistet sein muss. Obwohl es Kritiker gibt, bleibt die Steuer ein wichtiger Teil des deutschen Steuersystems und ermöglicht den Kirchen, ihre zahlreichen Aufgaben und Dienste zu erfüllen.

Grundlegende Infos zur Kirchensteuer

Diese Kirchen beanspruchen Kirchensteuer 

Die Kirchensteuer wird in Deutschland von den beiden bedeutendsten christlichen Kirchen, der römisch-katholischen Kirche und der evangelischen Kirche, erhoben. Diese Steuer kann von anderen Religionsgemeinschaften nicht eingehoben werden.

Eine der christlichen Konfessionen, die Kirchensteuer erhebt, ist die römisch-katholische Kirche. Etwa 23 Millionen Menschen gehören ihr an und stellen die größte Religionsgemeinschaft in Deutschland dar. Die katholische Kirche nutzt die Steuer als wichtige Einnahmequelle, um ihre zahlreichen Aktivitäten und sozialen Dienste zu finanzieren.

Die zweite christliche Konfession, die Kirchensteuer erhebt, ist die evangelische Kirche, die aus verschiedenen Landeskirchen besteht. Auch in Deutschland ist die evangelische Kirche stark vertreten und hat viele Mitglieder. Sie nutzt die Beiträge als bedeutende Finanzierungsquelle, um ihre kirchlichen Aktivitäten, Bildungsprogramme und sozialen Projekte zu finanzieren.

Wer muss sie bezahlen und wie wird sie erhoben? 

In der Regel sind nur Mitglieder der katholischen und evangelischen Kirchen verpflichtet, die Kirchensteuer zu bezahlen. Wer die Kirche verlässt, ist von dieser Verantwortung befreit. Bei der Registrierung des Wohnsitzes wird die Mitgliedschaft dokumentiert und dem Finanzamt übermittelt.

Die Steuer wird automatisch über das deutsche Steuersystem eingezogen. Die Finanzämter ziehen die Beiträge zusammen mit der Einkommensteuer direkt vom Gehalt oder anderen Einkommensquellen der Steuerzahler ab und leiten sie an die jeweilige Kirche weiter.

So kann man die Kirchensteuer umgehen

In Deutschland ist die Zahlung der Kirchensteuer an eine Mitgliedschaft in der römisch-katholischen oder evangelischen Kirche gebunden. Menschen, die keiner dieser Kirchen angehören, müssen keine Beiträge zahlen. Es gibt jedoch einige Wege, die Steuerlast zu umgehen.

Der Austritt aus der Kirche ist der einfachste Weg, die Kirchensteuer zu vermeiden. Indem man offiziell aus der römisch-katholischen oder evangelischen Kirche austritt, entfällt die Verpflichtung, Kirchensteuer zu zahlen. Da der Kirchenaustritt jedoch auch den Verlust von kirchlichen Dienstleistungen und Zugehörigkeiten bedeutet, sollte diese Entscheidung sorgfältig überlegt werden.

Einige Steuerzahler versuchen, der Kirchensteuer zu entgehen, indem sie ihr Einkommen ins Ausland transferieren. Dies ist jedoch eine komplizierte und riskante Angelegenheit, die möglicherweise gegen Steuergesetze verstößt.

Die Kirchensteuer auf der Lohnabrechnung 

Da sie das Gehalt der Arbeitnehmer direkt betrifft, spielt die Kirchensteuer eine bedeutende Rolle bei der Lohnabrechnung in Deutschland. Die Steuer wird für Arbeitnehmer, die Mitglieder der römisch-katholischen oder evangelischen Kirche sind, automatisch von ihrem Bruttoeinkommen abgezogen und an die jeweilige Kirche weitergeleitet. 

Zusammen mit anderen Steuern und Abgaben wird die Kirchensteuer direkt vom Bruttoeinkommen des Arbeitnehmers abgezogen. In der Regel wird dieser Vorgang monatlich durch das deutsche Steuersystem durchgeführt und erfolgt automatisch.

Die Höhe der Kirchensteuer variiert je nach Bundesland, da die Steuersätze von den Bundesländern festgelegt werden. Dies bedeutet, dass Arbeitnehmer in verschiedenen Regionen unterschiedliche Beträge zahlen können.

Der Familienstand des Arbeitnehmers wird bei der Lohnabrechnung berücksichtigt, da dies Auswirkungen auf die Kirchensteuer haben kann. Es besteht die Möglichkeit, dass verheiratete oder in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebende Arbeitnehmer gemeinsam veranlagt werden können, was zu einer reduzierten Steuerlast führen kann.

Die Berücksichtigung der Kirchensteuer ist nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Arbeitgeber von großer Bedeutung. Es liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber, die Kirchensteuer korrekt einzubehalten und an die Finanzbehörden weiterzuleiten. Fehler bei der Abrechnung der Löhne könnten rechtliche Folgen haben.

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